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Bikepacking-Taschen von Ortlieb: Der Klassiker

Wenn man nach Taschen fürs Bikepacking oder auch für die klassische Radreise sucht, kommt man an Ortlieb nicht vorbei. „Die halten ewig“, „der Service bei Ortlieb ist genial“ und „besser geht’s nicht“ bekommt man da auf jeden Fall aus der Community zu hören. Keine Frage, die Fan-Gemeinde der schwarz-orangen und nach wie vor in Deutschland hergestellten Taschen ist riesig.

Und ja, soviel vorweg: Die Taschen von Ortlieb können so Einiges. Sie sind zwar nicht ganz günstig, aber robust und in vielen Details ziemlich durchdacht. Wir haben uns das Bikepacking-Set einmal genauer angeschaut und hatten es unter anderem auf dem Bike x-ing Schwarzwald im Einsatz.

Bikepacking-Produktpalette von Ortlieb

Zur Bikepacking Produktpalette gehören bei Ortlieb aktuell:

– Rahmentaschen (Frame-Pack) in verschiedenen Größen,
– Satteltaschen (Seat-Pack) in verschiedenen Größen,
– Lenkertaschen (Handlebar-Pack) in verschiedenen Größen inklusive optionaler Kleinkram-Tasche (Accessory-Pack),
– eine kleine Oberrohrtasche (Cockpit-Pack) sowie
– ein Rucksack (Atrack);
– und jüngst auch Gabeltaschen (Fork-Pack) sowie
– Gravel-Taschen (Gravel-Pack) für einen Gepäckträger.

Letzteres zeigt: Bikepacking wird bei Ortlieb nicht ganz streng genommen, nicht im klassischen Sinne von „alles Gepäck direkt ans Rad“. Vielmehr erschließt sich das Unternehmen aus Heilsbronn in Franken mit dem Trend Bikepacking Kunden, die sich von der klassischen Fahrradtaschen-Linie des Hauses womöglich nicht so angesprochen gefühlt haben.

Praxistext Ortlieb Seat-Pack, Handlebar-Pack und Accessory-Pack

Im Praxistest hatten wir die große Satteltasche mit 16,5 Liter Volumen, eine kleine Lenkertasche mit 9 Liter Volumen und das Accessory-Pack für den griffbereiten Kleinkram. Alle drei Produkte stammen aus der 2020-Kollektion und haben daher noch nicht alle Details der aktuellen Produktserie.

Fangen wir mit der Satteltasche an: Von der sind wir wirklich begeistert! Sie sitzt fest am Sattel, es passt viel rein und das bei minimalem Packmaß. Letzteres macht ein Ventil möglich, über das beim Komprimieren und Verschließen der Tasche die Luft entweichen kann. Weil das so wunderbar funktioniert, kann man auch im montierten Zustand wirklich einfach Dinge in der Tasche verstauen, ohne dass man komplett von vorne mit Packen anfangen muss. Einfach Ventil öffnen, alles ordentlich hineinstopfen, Satteltasche stramm aufrollen, die Gurte festzurren, Ventil schließen – und alles sitzt wieder. Die Satteltasche ist Pack- und Kompressionssack in einem, und das funktioniert wirklich super.

Auch wenn man mal mit deutlich weniger Gepäck als dem angegebenen Maximalvolumen unterwegs ist, kann man die Arschrakete schön klein zusammenrollen. Begrenzend sind da nur die seitlichen Abspanner des Rollverschlusses. Unser Praxistipp: Wenn man die Spanngurte hinten überkreuzt und auf die Gegenseite führt, bekommt man die Tasche noch kleiner.

Am Sattelgestell wird die Tasche mit zwei Steckschnallen befestigt und an der Sattelstütze mit zwei breiten und vielleicht etwas steifen Klettverschlüssen. Für die kleine Satteltasche reichen laut Ortlieb 6 Zentimeter freie Sattelstütze für die Befestigung, die große Tasche brauchst mindestens 15 Zentimeter.

Lenkertasche mit kleinen Schwächen

Die Lenkertasche hat uns im Vergleich zur Satteltasche nicht ganz so überzeugt. Vor allem das fehlende Ventil macht das Packen etwas schwierig, weil beim Zusammenrollen der nicht nur wasser-, sondern auch luftdichten Tasche die Luft in der Tasche nicht entweichen kann. Das macht das Packmaß am Ende größer als nötig. Dieses Defizit hat aber auch Ortlieb erkannt und bereits der 2021-Modellreihe ein Ventil spendiert. Sehr gut!

Auch die Montage am Fahrrad ist bei der Lenkertasche mit etwas mehr Gefrickel verbunden, als das bei der Satteltasche der Fall ist. Alles in allem ist das Befestigungssystem aber durchdacht, und wenn die Tasche einmal sitzt, dann sitzt sie. Und zwar fest und sicher.

Bei kleinen Rädern muss man die Tasche allerdings deutlich höher montieren, als Ortlieb das auf seinen Bildern und in der Montageanleitung zeigt. Dort hängt sie unter dem Lenker, wir mussten sie an unserem S-Rahmen eher vor dem Lenker platzieren. Andernfalls hätte sie am Reifen geschliffen, weil einfach zu wenig Platz ist. Wir haben dazu erst zwei Abstandshalter vors Steuerrohr platziert und dann die Spannriemen, an denen auch das Accessory-Pack befestigt werden kann, einfach um den Lenker geführt, um die Lenkertasche damit nach oben zu ziehen. Das hat im Großen und Ganzen gut funktioniert, musste im Laufe des Tages lediglich ab und zu nachgezogen werden. Einziger Wermutstropfen: Das Greifen am Oberlenker war fast nicht mehr möglich, weil dort die Spannriemen liefen. Mit einem etwas breiterem Lenker als unserem 40-Zentimeter-Modell sollte das aber besser gehen.

Weil man während der Fahrt aber nur mühsam an den Inhalt der Lenkertasche kommt, sollt man hier auf jeden Fall nur die Dinge hineinpacken, die man im Tagesverlauf nicht braucht: Schlafsack und Isomatte zum Beispiel.

Accessory-Pack – einfach praktisch!

Wiederum voll und ganz überzeugt hat uns das Accessory-Pack. Darin haben wir zum Beispiel Portemonnaie, Powerpank, Zwischensnack und Fahrradschloss verstaut. Eben alles, was wir so im Laufe des Tages schnell griffbereit haben wollten. Dank des einfachen Rollverschlusses mit nur einer Einhaköse ist es unkompliziert zu öffnen und zu schließen.

Mit insgesamt vier Einhakösen wird die Kleinkram-Tasche schnell und sicher an der Lenkertasche montiert – ist für den Besuch im Biergarten aber auch schnell abmontiert, ohne in die Befestigung der Lenkertasche eingreifen zu müssen. So muss man seine Wertsachen nicht am Rad lassen.

Unser Fazit: Hätten wir das Accessory-Pack nicht, würden wir es definitiv vermissen und hätten unsere Taschen an Trikot, Jacke & Co. mindestens doppelt so voll gestopft.

Und das kostet’s (UVP)

Frame-Pack: ab 99,99 €
Seat-Pack: ab 129,99 €
Handlebar-Pack: ab 99,99 €
Accessory-Pack: 54,99 €
Cockpit-Pack: 49,99, €
Atrack: 179,99 €
Fork-Pack: 49,99 €
Gravel-Pack: 119,99 €

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