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Bike X-ing Schwarzwald, Süd: Gravel-Vergnügen mit Panoramagarantie

Als wir den Gipfel des Kandels erreichen, legt Anja ihr Rad ins Gras. Sich selbst daneben. Alle Viere von sich gestreckt. Ich hänge erschöpft über meinem Lenker und brauche ein Sauerstoffzelt. Doch gleichzeitig lachen wir beide unsere Freude lauthals heraus. Unsere Freude, es ohne Schieben geschafft zu haben. Unsere Endorphine schlagen nicht nur Purzelbäume, sie führen eine weltmeisterliche Bodenkür mit Doppelsalto und Längsachsendrehung auf.

Rund 40 Minuten lang haben wir uns den Berg hinauf gekämpft. Wir haben uns den Bike X-ing Schwarzwald vorgenommen. Auf den Kandel hinauf sind wir mit unseren Gravelbikes dabei definitiv an unsere Grenzen gestoßen. Vor allem die Übersetzung von Anjas Posion Tellur ist mit 46 Zähnen vorne und einem 42er-Ritzel hinten hier eher suboptimal. Vielleicht aber auch gerade richtig! Denn während wir uns auf dem Gipfel noch endorphingeschwängert in den Armen liegen und von den Passanten irritiert-bewundernde Blicke ernten, kommen zwei E-MTBler leichtfüßig eben jenen Wiesentrail hinauf, den wir uns vor einigen Minuten mit unseren letzten Körner erstrampelt hatten. Und doch wirken die elektronisch unterstützen Radsportler nicht annähernd so glücklich wie wir.

Eine gelungene Kombi

Anstrengung und Glück liegen auf dem Bike X-ing Schwarzwald tatsächlich oft nahe beeinander. Herausfordernd ist die Tour auf jeden Fall. Aber auch wunderschön – auch, oder gerade mit dem Gravelbike. Denn fürs MTB hält die Strecke relativ wenig technische Abwechslung parat. Dafür ist sie mit dem Gravelbike umso genialer. Höhenmeter muss man freilich mögen.

Die garantieren einem dann aber auch phantastische Aussichten. Zum Beispiel kurz vor Schonach, wo wir, obwohl erst fünf Kilometer zuvor in Triberg in den Tag gestartet, eine ausgiebige Rast einlegen. 300 Höhenmeter haben wir aber selbst da schon in den Beinen. Am Abend werden es 1.500 sein.

Dazwischen liegt aber nicht nur dieser tolle Blick auf die Skisprungschanzen von Schonach, sondern auch ein Boxenstopp an der Donauquelle – natürlich inklusive frischem Quellwasser für die Trinkflaschen, eine pure Genussfahrt durchs Griesbachtal, ein Besuch der alten Ölmühle in Simonswald – einem traumhaften Kleinod! und – wohlverdient nach dem Aufstieg auf den Kandel – Gipfelglück, Trail-Vergnügen und Geschwindigkeitsrausch auf den letzten Kilometern zum Etappenziel Sankt Peter.

Aufs Dach des Schwarzwalds

Am nächsten Tag geht es auf den höchsten Berg des Schwarzwalds, den Feldberg. Erst mal aber rollen wir uns zur Abwechslung mal gemütlich durchs Ibental warm. Das Warm-up sollte man genießen, denn danach geht es nach Hinterzarten. Und Wintersportorte liegen zumindest in den deutschen Mittelgebirgen eher selten im Tal.

Die Mühen, die denen vom Vortag in wenig nachstehen, werde einmal mehr mit wunderbaren Ausblicken bis nach Freiburg und auf die Vogesen belohnt. Oder würden. Denn wir sehen heute leider nur graue Wolken. Zumindest erst einmal. Umso mehr freuen wir uns über Kaffee und Kuchen in Hinterzarten. Für die Einkehrmöglichkeit sind wir dankbar, allerdings ist uns hier, wie auch wenig später am Titisee, fast ein bisschen zu viel Trubel.

Vom Titisee hinauf zum Feldberg lässt sich dann endlich auch die Sonne wieder blicken. Und mit einem ist die Landschaft direkt wieder phänomenal. Sanft ansteigend geht es idyllisch zum Raimartihof, der unweit des Feldsees liegt. Nach einer Stärkung in dem wirklich nett gelegenen Selbstbedienungshof sind die letzten knapp 300 Höhenmeter hinauf auf den Feldberg, vorbei am Skizentrum, geradezu ein Klacks – wäre da nicht, heimtückisch hinter einer Spitzkehre versteckt, ein letzter kurzer Scharfrichter.

Den eigentlichen Gipfel des Feldbergs lassen wir, dem Bike X-ing Schwarzwald folgend, rechter Hand liegen. Aber unsere Gravelbikes fühlen sich hier zwischen den blühenden Skipisten pudelwohl. Das ist Gravelmania pur! Also genießen und mit Schwung hinunter nach Todtnauberg.

Den Spaß nicht aus dem Auge verlieren

Der Wettergott meint es auch am nächsten Tag nur bedingt gut mit uns. Und weil die Tour nicht in Quälerei ausarten soll, entscheiden wir uns dafür, uns rund 350 Höhenmeter zu sparen. Nach 20 Kilometern biegen wir Richtung Todtnau ab und nehmen, statt aus Muskelkraft auf das Hasenhorn zu fahren, den Sessellift. Ein bisschen mulmig ist uns schon, als unsere Räder hinter uns am Lift baumeln. Aber wird schon alles halten, die MTBler machen das ja schließlich auch so.

Während die, oben angekommen, direkt wieder downhill ins Tal rasen, geht es für uns noch eine ganze Weile fordernd in einem ständigen Wechsel von Auf und Ab weiter. Das Grau in Grau ist nicht gerade motivierend. Umso besser, dass zumindest die letzten fünf Kilometer bis Todtmoos noch einmal pures Gravelglück sind. Flowige Waldtrails bilden den perfekten Abschluss unserer ersten vier Etappen auf dem Bike X-ing Schwarzwald.


Unsere Tour im Detail

Etappen
1. Tag:Pforzheim – Bad Wildbad, 40 km, 980 HM
2. Tag:Bad Wildbad – Baiersbronn, 71 km, 1.640 HM
3. Tag:Baiersbronn – Wolfach, 60 km, 1.410 HM
4. Tag:Wolfach – Hausach (über Triberg), 51 km, 1.270 HM

Unsere Unterkünfte

Hotel am Kurpark, Salesiaweg 2, 79682 Todtmoos, www.hotel-am-kurpark.de

Hotel Café Adler, Hauptstraße 52, 78098 Triberg, www.hotel-cafe-adler.de

Hotel Restaurant zur Sonne, Zähringer Straße 2, 79271 St. Peter, www.sonne-schwarzwald.de

Herrihof, Kurhausstraße 21, 79674 Todtnauberg, www.herrihof.de

Zur offiziellen Internetseite des Bike X-ing Schwarzwald