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Bike X-ing Schwarzwald, Nord: Eine gelungene Kombi

Anstrengung und Glück liegen auf dem Bike X-ing Schwarzwald oft nahe beeinander. Herausfordernd ist eine Schwarzwald-Durchquerung von Nord nach Süd auf jeden Fall. Aber auch wunderschön – auch, oder gerade mit dem Gravelbike. Denn fürs Mountainbike hält die Strecke relativ wenig technische Abwechslung parat. Dafür ist sie mit dem Gravelbike umso genialer. Höhenmeter muss man freilich mögen. Die garantieren einem auf der insgesamt 440 Kilometer langen Route von Pforzheim nach Bad Säckingen dann aber auch phantastische Aussichten und rasante Abfahrten. Doch zunächst einnmal geht es vor allem eines: hinauf.

Von Pforzheim könnte man zum Etappenziel nach Bad Wildbad theoretisch auch halbwegs gemütlich einfach das Enztal hinauffahren. Aber so einfach – und so langweilig – macht es uns der Bike X-ing natürlich nicht. Stattdessen fahren wir hoch und runter. Und wieder hoch und wieder runter. Und hoch. Und runter. Ein ehrlicher Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Tagen erwartet.

Was der Wald parat hält

Auf meist guten Waldpisten und Schotterautobahnen führt uns die Route zunächst vor allem durch dichte Nadelwälder. Weite Blicke sind Mangelware – wegen des Waldes, aber auch wegen des Wetters, das uns zum Auftakt unserer Tour noch nicht recht hold ist. Aber das wird sich ändern. Doch vorerst begnügen wir uns statt mit Fernsicht mit dem, was der Nahbereich uns bietet: wilde Heidelbeern zum Beispiel im Heidelbeerwald, der bereits nach zehn Kilometern eine erste Stärkung für uns parat hält.

Das Highlight der ersten Etappe ist aber definitiv das Etappenziel. Bad Wildberg ist als Kurort zwar ein bisschen in die Jahre gekommen, versprüht aber nach wie vor einen gewissen mondänen Charme. Das Thermalbad „Palais Thermal“ ist eines der ältesten Bäder Europas und genauso sehenswert wie der Kurpark. Wer Action statt Enstspannung sucht, der ist auf dem Hausberg, dem Sommerberg, richtig. Die Sommerbergbahn bringt einen hinauf, wo man dann die Qual der Wahl hat zwischen einem Baumwipfelpfad, der Fußgängerhängebrücke „Wildline“ in 60 Metern Höhe oder den Trails des neuen Adventure Bikeparks. Oder man radelt wie wir Richtung Hochmoor Kaltenbronn und hofft, dass die Schaukel „Dobler Blick“ für ein Päuschen frei ist. Wir haben Glück.

Noch größer wird das Grinsen auf unseren Gesichtern, als wir erst im Geschwindigkeitsrausch nach Enzklösterle hinuntersausen und später auf einem eher technischen Trail Richtung Huzenbach. An unser technisches Leistungsvermögen bringt uns dann der Trail des Schwierigkeitslevels S2 hinunter ins Murgtal. Je nach Fahrkönnen und Witterungsbedingungen kann das mit dem Gravebike machbar sein. Mehr Spaß werden die meisten auf den alternativen Forstwegen haben, die einen ebenso hinunter nach Baiersbronn führen. Das ist aber dann auch die einzige technische Hürde, die der Bike X-ing für Gravelbiker parat hält.

Dem Namen alle Ehre machen

Am nächsten Tag sind wir schnell an der spektakulären Aussichtsplattform Ellbachseeblick. Früh dran zu sein ist auch gut, denn so bekommen wir noch ein Foto von der Aussicht und nicht eines von den anderen Besuchern, die später am Tag einfallen werden. Also genießen wir neben dem Ausblick auf den Ellbachsee auch die Ruhe hier, bevor es für uns weitergeht.

Der Rest dieser Tagesetappe ist im Vergleich zu den abwechslungsreichen Trails des Vortages eher langweilig: Gut ausgebaute Forststraßen führen durch Wald und nochmal Wald und nochmal Wald. Der Schwarzwald macht seinem Namen hier im nördlichen Teil wahrlich alle Ehre.

Doch die Rechnung haben wir ohne das Finale gemacht, das nämlich ist wieder einmal famos! Eine zehn Kilometer lange Abfahrt bringt uns vom Staufenkopf hinunter nach Wolfach. Am Hang entlang folgen wir auf einer Forststraße dem abfallenden Überbachtal, Ausssicht inklusive. Bremsen müssen wir dank der sanften Kurven kaum. Treten Dank des kontinuierlichen Gefälles aber auch nicht. Das Grinsen ist nicht mehr aus unseren Gesichtern zu bekommen.

Am nächsten Tag, auf dem Weg von Wolfach nach Triberg, merken wir, dass wir dem Südschwarzwald langsam näher kommen. Immer öfter wird der dichte Wald unterbrochen. Typische Schwarzwaldhöfe säumen immer häufiger den Weg, Weidelandschaft bietet Kühen Freilauf und Futter. Und wir kommen endlich auf unsere Kosten bezüglich der heiß begehrten Ausblicke – zum Beispiel „Auf der Grub“, wo wir den flowigen S1-Trail „Kuhstraße“ nehmen statt der links daneben verlaufenden Asphaltstraße. Oben lassen wir den Blick über den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord gleiten und genießen dieses herrliche Fleckchen Erde in vollen Zügen.

Frisch motiviert nehmen wir ab Hornberg den letzten Anstieg des Tages in Angriff und es wird nochmal knackig. Doch dass das Etappenziel Triberg mal wieder unten liegt, macht das Ende, wie nun schon fast gewohnt, versönlich. Aber damit ist auch direkt klar, was am nächsten Morgen als erste ansteht: ein Anstieg. Unter Anbetracht dieser Tatsache und weil man in Triberg bereits die Hälfte des Bike X-ing geschafft hat, lohnt es sich durchaus, über einen Ruhetag nachzudenken. Da Triberg außerdem sowohl von Offenburg als auch von Singen mit der Schwarzwaldbahn erreichbar ist, ist hier auch eine Stückelung der Tour gut realisierbar.

Das Tor zum Südschwarzwald

Triberg gilt als Eingangstor zum Naturpark Südschwarzwald. Und Südschwarzwald, das steht für Schwarzwälder Schinken und Kirschtorte, für Bollenhut und Kuckukshuhr – wenn man die Klischees bedienen möchte und wenn man den für die zahlreichen internationalen Touristen hergerichteten Schaufenstern in Triberg glauben darf. Wir beenden hier unsere Tour für dieses Mal, denn den zweiten Teil des Bike X-ing Schwarzwald von Triberg nach Bad Säckingen sind wir schon letztes Jahr gefahren. Mit idyllischen Wäldern und herrlichen Aussichten, mit Bergseen und Gipfelglück, mit Skipisten und Sprungschanzen und der definitiv auch zu empfehlen.

1. Tag:Pforzheim – Bad Wildbad, 40 km, 980 HM
2. Tag:Bad Wildbad – Baiersbronn, 71 km, 1.640 HM
3. Tag:Baiersbronn – Wolfach, 60 km, 1.410 HM
4. Tag:Wolfach – Hausach (über Triberg), 51 km, 1.270 HM