Orbit360 #rideFAR: 180 Kilometer auf dem Kölnpfad
Orbit360 hat die 2021er-Saison eingeläutet. Bis zum 5. April lief die Orbit360 #rideFAR-Challenge, bei der es galt, wahlweise 180 oder gleich 360 Kilometer zu absolvieren. Wo, wie, wann, mit welchem Rad und wie schnell – jedem selbst überlassen. Und damit das Ganze nicht zu einem sinnlosen Spaßhaben und egoistischen Adrenalinrausch verkommt, hat der Veranstalter diesmal Spenden gesammelt: Die Teilnahmegebühr war ein selbstdefinierter Obolus an wahlweise Bikeygees oder die Ghana Bamboo Bike Initiative.
Kölnpfad – einmal rund um Köln
Gravelmania hat die Herausforderung am 30. März angenommen. 360 Kilometer sollten es so früh im Jahr dann aber doch nicht sein, 180 wirkten herausfordernd genug. Das Gravelbike war natürlich gesetzt. War also nur noch die Frage: Wo sollte es hingehen?
Ganz coronakonform haben wir uns für ein Abenteuer vor der Haustür entschieden. Beim alltäglichen Graveln stößt man im Kölner Umland immer wieder auf Markierungen des Kölnpfads. Da wurde es doch höchste Zeit, den offiziellen Wanderweg rund um Köln einmal in Gänze in Angriff zu nehmen. 171 Kilometer ist der Wanderweg lang. Eine kleine Zusatzschleife in der Wahner Heide und schon sind es 180 Kilometer. Perfekt.
Weil Martina vom Orbit360 #rideFAR genauso angetan war wie ich, war sie ohne lange zu zögern dabei. Also mal wieder eine Mädels-Graveltour. Yeah, Frauen-Power!
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Schon beim Orbit360 NRW im vergangenen Jahr lautete mein Motto: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Dem bleiben wir auch diesmal – zumindest für mein Empfinden – treu. Um 8 Uhr schwingen wir uns bei zwei Grad auf unsere Räder. Kurz-kurz muss sich bis zum Nachmittag gedulden.
Von Deutz geht’s erst mal rechtsreihnisch am Fluss gen Norden Richtung Leverkusen. Aber der Kölnpfad wäre nicht der Kölnpfad, wenn er nicht rechtzeitig vor Leverkusen nach Osten abbiegen würde. Mit den Nachbargemeinden hat man es nicht so in der Domstadt.
Durch das Naturschutzgebiet am Hornpottweg geht es durch Dünnwalder, Diepeschrather, Thurner und Gierather Wald. Wow, so viel Wald auf den ersten 30 Kilometern und das alles auf Kölner Stadtgebiet. Sieht man davon ab, dass man ab und zu mal eine Ausfallstraße queren oder ein Wohngebiet schneiden muss, ist das echt ganz schön viel Natur. Und es sind wirklich Wälder, keine besseren Parkanlagen oder so. Waldautobahnen, Schotterpisten, einfache Trails, Harzgeruch, Bachgeplätscher, Vogelgezwitscher – wir sind begeistert.
Auf den nächsten zehn Kilometern geht es hoch nach Bensberg. Die Höhenmeter sind durchaus fordernd, eine kleine Schiebepassagen inklusive. Ein Wanderweg ist halt kein Radweg, wird uns spätestens bewusst, als wir vor einer Treppe stehen. Aber es soll sich ja auch auszahlen, dass wir auf leichten Gravelbikes und nicht auf klobigen Mountainbikes unterwegs sind.
Der Kölnpfad ist nahezu perfekt ausgeschildert. Selbst das „flache“ Rheinland hält die ein oder andere Herausforderung parat. Zeit für ein kleine Rast Mitten in der Stadt und doch so viel Wald Unsere Gravelbikes brauchen mal ein Päuschen.
Gipfelglück auf die rheinische Art
Im Königsforst erklimmen wir den höchsten Punkt auf Kölner Stadtgebiet, den Monte Troodelöh. Ja, der Berg heißt wirklich so! Der Name geht auf die drei „Entdecker“ Michael Troost, Friedrich Dedden und Kai Löhmer zurück. Auf stolzen 118 Metern NN steht der Gipfelfindling inklusive Gipfelbuch. Beim Gipfelglück auf rheinische Art muss man allerdings drüber hinwegsehen, dass der eigentliche Gipfel des Berges noch rund 12 Meter höher, aber leider nicht mehr auf Kölner Stadtgebiet liegt.
So richtig vom Hocker hauen kann uns der Monte Troodelöh nicht. Und um den Orbit360 #rideFAR zu schaffen, haben wir ja auch noch einiges vor uns. Wir sausen deswegen rasch weiter durch den Königsforst auf direktem Weg in die Wahner Heide – mit Abstand mein liebstes Gravel-Revier im Kölner Umland. Die abwechslungsreiche Landschaft mit Wald-, Wiesen- Moor und natürlich Heidegebieten ist absolut abwechslungsreich und ein Traum für jeden Gravelbiker. Martina kommentiert:
Hier sieht es aus wie in Argentinien.
Ich bin überrascht und fühle mich bestätigt: Auch wenn wir gerade die Landebahn des Flughafens Köln/Bonn queren, man muss nicht immer um die halbe Welt reisen! Erst recht nicht, wenn ich bedenke, dass in der Prärie Argentiniens bestimmt nicht plötzlich eine Tüte Kekse und zwei gekühlte Dosen Cola auf uns gewartet hätten. Diese Überraschung ist Andreas wirklich gelungen!
Flughafen-Feeling an der Landebahn: Vollen Schub voraus! Die Wahner Heide ist ein Traumrevier für Gravelbiker.
Man sollte die Feste feiern, wie sie fallen
60 Kilometer zeigt der Tacho inzwischen an, ein Drittel ist geschafft. Die Cola haben wir noch nicht wirklich nötig, schmecken tut sie trotzdem und wie heißt es so schön: Man sollte die Feste feiern, wie sie fallen. Für die Kalorienzufuhr auf längeren Radtouren gilt das gleiche.
Bis wir im Ortsteil Lülsdorf und einer 84 (Kilometer) auf dem Tacho wieder an den Rhein kommen, müssen wir den für mich unattraktivsten Teil der Tour hinter uns bringen. Im Südosten von Köln geht es erst stupide an einer Bahnlinie entlang – gut, dass wir nicht wandern, denken wir – und dann uninspiriert über die Felder. Erst im Hochwasserschutzbecken Langeler Bogen gefällt es uns wieder besser. Und am Rhein entlang fährt es sich sowieso immer wieder nett. Die 15 Kilometer bis zur südlichsten Rheinbrücke Kölns geben uns die Möglichkeit, mal ein bisschen was für unseren Schnitt zu tun.
Mittagspause an der Kölschen Riviera
In Rodenkirchen zeige ich Martina – sie kommt aus Düsseldorf – die kölsche Riviera. Der Rhein kann hier mit einem wirklich tollen Sandstrand aufwarten. Nicht umsonst ist Rodenkirchen auch als nobler Villenvorort bekannt. Wir atmen eine Hauch von Saint Tropez. Wüssten wir hier schon, wie uns später am Tag die Füße in den steifen Radschuhen weh tun werden, wir würden ihnen im feinen Sand bei einem Barfußgang eine kleine Auszeit gönnen. Tun wir aber nicht. Stattdessen denken wir wieder mal nur an unsere hungrigen Mäuler, schieben uns eine Banane zwischen die Kiemen und sind stolz, dass wir die 100-Kilometer-Marke soeben geknackt haben.
Wiesentrails… …und Sonnenschein… …im Süden Kölns.
Nach einem Schlenker durch den Weißer Bogen steuern wir, vorbei am Forstbotanischen Garten in – schon wieder oder immer noch? – Rodenkirchen, den Rewe in Hochkirchen an. Neben den Trikottaschen wollen auch die Trinkflaschen mal aufgefüllt werden. Und dann geht es munter durch den Äußeren Grüngürtel, der sich halbkreisförmig, dem Festungsring aus preußischer Zeit folgend, um Köln legt.
Am Decksteiner sowie am Adenauer Weiher und auf dem Gelände der Deutschen Sporthochschule erinnere ich mich zurück an meine Studienzeit, als es Gravelbikes noch nicht gab und unser persönlicher Kölnpfad uns eher zur nächsten Kneipe geleitet hat.
In Ossendorf stehen 140 Kilometer auf unseren Tachos. Luftlinie zurück zum Start wären es vielleicht zehn. Aber so einfach macht man es uns nicht. Für 180 Kilometer fehlt da noch ein bisschen was. Also muss noch eine Schleife durch den Kölner Norden her.
Feldwege, Waldtrails, Pferdekoppeln, Badeseen, Flussauen, ein Hochwasserdamm – über Eintönigkeit kann man sich hier wahrlich nicht beklagen. Dennoch fällt das Genießen langsam schwerer und der Stalltrieb setzt ein. Ich werde immer schneller, wenn ich nach Hause will. Jetzt ist es mal wieder soweit.
Eine Pizza auf den Orbit360 #rideFAR
Spätestens, als wir über das Brückchen im Niehler Hafen fahren, fangen wir an, uns auf die Pizza zu freuen, die wir uns gleich gönnen wollen. Lieber eine Hawaii oder doch eine Margherita? Diese Frage dominiert meine Hirnsynapsen auf den letzten fünf Kilometern. Wenn man während des Radfahrens anfängt, ans Essen zu denken, ist das meist ein schlechtes Zeichen. Aber so kurz vor dem Ziel sind die Nebenwirkungen zu vernachlässigen. Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Und so sitzen wir wenig später vor dem Deutzer Bahnhof. Mit einer Pizza Hawaii.